Ich schreibe meistens über Dinge, die mich begeistern oder eben nicht. Mehr zu uns findest du auf der Agentur-Seite.
Mobile oder Desktop First

Du sitzt im Zug, scrollst durch deinen Instagramfeed und entdeckst sie: die Jacke, die du seit Monaten suchst – im Angebot in einem neuen Shop. Ein Klick und ... Frustration. Die Bilder laden langsam, das Menü verschiebt sich, und der "In den Warenkorb"-Button ist so klein, dass du dreimal daneben tippst. Bis zur nächsten Haltestelle gibst du auf. Diese Szene zeigt das Dilemma: Mobile oder Desktop First? Eine Entscheidung, die über Erfolg oder Misserfolg eines digitalen Projekts entscheidet. In unserer multiscreen Realität ist die richtige Designstrategie der Schlüssel zu einem durchweg gelungenen digitalen Erlebnis.
Was bedeutet Mobile First und Desktop First?

Bei Mobile First beginnt die Gestaltung einer Website mit der kleinsten Bildschirmgrösse. Designer und Entwicklerinnen konzentrieren sich zuerst auf die wichtigsten Inhalte und Funktionen für Mobilgeräte. Anschliessend erweitern sie das Design für grössere Bildschirme wie Tablets und Computer.
Desktop First verfolgt den umgekehrten Ansatz: Die Website wird zuerst für grosse Bildschirme gestaltet. Anschliessend passt das Team das Design für kleinere Geräte an, indem es Elemente verkleinert, neu anordnet und verschiedene Sektionen auf mobilen Geräten nicht anzeigt.
Mobile First im Kontext veränderter Nutzergewohnheiten
Die Verwendung von Mobiltelefonen beim Surfen wächst stetig. Mehr als die Hälfte aller Webseitenaufrufe stammen von mobilen Geräten. Dieser Trend spiegelt die veränderte Mediennutzung wider.
Mobile Geräte begleiten uns überall hin, während Computer oft nur zu bestimmten Zeiten genutzt werden.
Besonders bei B2C Websiten ist dies deutlich sichtbar. Nach Daten von Statcounter nutzen über 60% der Verbraucherinnen ihr Smartphone für Online-Einkäufe. Bei sozialen Medien liegt der Mobile-Anteil sogar bei über 80%. Jüngere Zielgruppen unter 35 Jahren nutzen für viele alltägliche Aufgaben fast ausschliesslich ihr Smartphone.
Mobile First bietet für verbraucherorientierte Websites mehrere entscheidende Vorteile:
- Fokussierung auf das Wesentliche durch begrenzten Platz
Der begrenzte Bildschirmplatz auf Mobilgeräten zwingt zu einer klaren Priorisierung. Was passiert, wenn du nur Platz für die fünf wichtigsten Elemente hast? Du konzentrierst dich auf das, was Nutzende wirklich brauchen. - SEO-Vorteile durch Mobile-Indexing
Google verwendet seit 2019 vorrangig die mobile Version einer Website für die Indexierung und Rangfolge in den Suchergebnissen. Websites mit schlechter Mobiloptimierung schneiden in den Suchergebnissen schlechter ab, selbst wenn die Desktop-Version hervorragend ist. Eine Analyse von SEMrush zeigte, dass Websites mit guter Mobiloptimierung durchschnittlich 15% bessere Rankings erzielen. Für verbraucherorientierte Unternehmen, bei denen organischer Traffic oft 30-50% der Besuche ausmacht, ein erheblicher Wettbewerbsvorteil. - Zukunftssicherheit durch Ausrichtung auf mobile Trends
Die zunehmende Nutzung mobiler Endgeräte verändert die Erwartungen an digitale Angebote. Unternehmen, die ihre Inhalte frühzeitig für mobile Nutzung optimieren, schaffen eine zukunftsfähige Grundlage, um mit den Anforderungen neuer Nutzergenerationen Schritt zu halten.
Desktop First: B2B und komplexe Anwendungen

Im Geschäftskundenbereich zeigen die Nutzungsmuster deutliche Unterschiede zum Endkundenmarkt. Nach Daten von Statista liegt der Desktop-Anteil bei B2B-Websites bei 58-65%, was die vorherrschende Arbeitsumgebung im beruflichen Kontext widerspiegelt. Diese Zahlen verdeutlichen, dass trotz des allgemeinen Mobile-Trends die Desktopnutzung in der Geschäftswelt weiterhin dominiert.
Multi-Device-Nutzung im B2B-Entscheidungsprozess
Der Entscheidungsprozess im B2B-Bereich ist vielschichtig und erstreckt sich über verschiedene Geräte und Kanäle. Unterschiedliche Phasen des Kaufprozesses werden oft auf unterschiedlichen Geräten durchgeführt:
Erste Recherche: Häufig mobil, beispielsweise nach einer Empfehlung oder einem Messebesuch.
Vertiefende Informationssuche: überwiegend am Desktop.
Produktevaluierung: oft am Desktop, insbesondere bei komplexen Produkten.
Entscheidungsfindung: meist in Desktop-Umgebungen mit mehreren Beteiligten. Eine Studie von Coveo aus dem Jahr 2023 zeigt, dass B2B-Käufer mehrere internetfähige Geräte für ihre Recherche nutzen: 77% verwenden Laptops, 67% Desktop-Computer und 57% Smartphones.
Diese Daten verdeutlichen, dass trotz der zunehmenden mobilen Nutzung der Desktop im B2B-Bereich weiterhin eine zentrale Rolle spielt. Unternehmen sollten daher sicherstellen, dass ihre digitalen Angebote sowohl für mobile Geräte als auch für Desktop-Umgebungen optimiert sind, um den unterschiedlichen Nutzungsgewohnheiten und Anforderungen der B2B-Kunden gerecht zu werden.
Desktop First: Interaktive Tools und technische Tiefe auf B2B-Websites
B2B-Websites haben sich zu umfassenden digitalen Plattformen entwickelt, die weit über einfache Produktkataloge hinausgehen. Sie integrieren interaktive Funktionen wie Produktkonfiguratoren, Kalkulationstools und technische Vergleichswerkzeuge, die für fundierte Entscheidungen im Beschaffungsprozess unerlässlich sind. Die Mehrheit dieser Anwendungen ist primär für Desktop-Umgebungen konzipiert – nicht aus Bequemlichkeit, sondern weil Bildschirmgrösse, Navigationstiefe und Eingabelogik auf mobilen Geräten schlicht an Grenzen stossen.
Laut einem Artikel von Deloitte im Wall Street Journal vom Mai 2024 erwarten 78 % der B2B-Kunden einen stärker digitalisierten Verkaufsprozess, was die Notwendigkeit für Unternehmen betont, digitale Tools wie Konfiguratoren und Live-Chat-Funktionen bereitzustellen, um den Kundenanforderungen gerecht zu werden.
Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass die Integration interaktiver und komplexer Funktionen auf B2B-Websites entscheidend ist, um den Erwartungen moderner Geschäftskunden zu entsprechen und im digitalen Wettbewerb erfolgreich zu sein.
Hybride Strategien für optimale Ergebnisse
Die 2023 B2B Digital Experience Benchmark-Studie von Contentsquare zeigt, dass erfolgreiche B2B-Websites einen segmentierten Ansatz verfolgen:
Informationsseiten: Mobile First für allgemeine Unternehmensinformationen, Blogbeiträge und News.
Technische Dokumentation: Desktop First mit mobiler Anpassung
Komplexe Tools: Primär für Desktop optimiert mit vereinfachten mobilen Versionen.
Kontaktpunkte: Vollständig responsiv für alle Geräte.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt also in einer differenzierten, kanalübergreifenden Nutzererfahrung, die den spezifischen Anforderungen der Inhalte gerecht wird.
Content First vereint die Stärken beider Ansätze, indem er:
Die wesentlichen Inhalte identifiziert (wie bei Mobile First).
Verschiedene Darstellungsformen für unterschiedliche Bildschirmgrössen entwickelt.
Ein flexibles Design schafft, das auf allen Geräten gut funktioniert.
Zukunftstrends im B2B-Bereich
Die Verschmelzung von B2B- und B2C-Einkaufserlebnissen hat sich als dauerhafter Trend etabliert. Die Mehrheit von B2B-Käufer erwarten heute ein personalisiertes Einkaufserlebnis, das an die Benutzerfreundlichkeit von B2C-Plattformen heranreicht.
Besonders auffällig ist der Trend zur Omnichannel-Nutzung: Laut einer McKinsey-Analyse aus dem Jahr 2023 nutzen B2B-Entscheider heute durchschnittlich 10 verschiedene Kanäle während ihrer Customer Journey, verglichen mit 5-6 vor der Pandemie. Diese Entwicklung unterstreicht die zunehmende Bedeutung einer durchdachten Multi-Device-Strategie im B2B-Vertrieb.
Die richtige Entscheidung treffen
Um den passenden Ansatz für dein Projekt zu finden, stelle dir folgende Fragen:
Wer ist meine Zielgruppe und welche Geräte nutzt sie?
Welche Inhalte sind für meine Nutzenden am wichtigsten?
Wie komplex sind die Funktionen meiner Website?
Welche Ressourcen stehen meinem Team zur Verfügung?
Eine Analyse der Zielgruppe liefert wertvolle Hinweise: Sind deine Besuchenden hauptsächlich unterwegs oder sitzen sie am Schreibtisch? Nutzen sie moderne oder ältere Geräte? Diese Informationen helfen, die richtige Strategie zu wählen.
Barrierefreiheit bei beiden Ansätzen
Unabhängig vom gewählten Ansatz – sei es Mobile First oder Desktop First – sollte Barrierefreiheit immer berücksichtigt werden. Sie sorgt nicht nur für eine bessere Nutzererfahrung, sondern verbessert auch die SEO-Rankings. Hier einige wesentliche Massnahmen:
Ausreichende Kontraste für Text und Hintergrund: Ein hoher Kontrast verbessert die Lesbarkeit und sorgt für eine optimale Nutzererfahrung, besonders bei schlechten Lichtverhältnissen oder für Menschen mit Sehschwächen. Diese Massnahme ist nicht nur aus der Nutzerperspektive wichtig, sondern hilft auch den Suchmaschinen-Crawlern, Inhalte besser zu interpretieren.
Grosse Schaltflächen (mind. 44×44 Pixel): Besonders auf mobilen Geräten ist es wichtig, dass interaktive Elemente groß genug sind, um eine einfache Bedienung zu ermöglichen. Dies verbessert die Zugänglichkeit und reduziert die Absprungrate.
Tastaturbedienbarkeit aller Funktionen: Für Nutzer, die auf die Maus verzichten, muss die Webseite auch vollständig mit der Tastatur bedienbar sein. Dies sorgt für eine umfassende Zugänglichkeit und unterstützt eine breitere Nutzerbasis.
Alternative Texte für Bilder: Jedes Bild sollte einen alternativen Text haben, der eine Beschreibung des Inhalts liefert. Diese Massnahme ist für Screenreader-Nutzer unverzichtbar und verbessert die Struktur für Suchmaschinen-Crawler.
Durch die Implementierung dieser Massnahmen wird nicht nur die Nutzererfahrung für alle verbessert, sondern auch die SEO-Performance optimiert. Eine barrierefreie Webseite bietet den Crawlern eine klare semantische Struktur und sorgt so für eine bessere Indexierung der Inhalte. Zudem trägt eine verbesserte Nutzererfahrung dazu bei, die Verweildauer zu erhöhen und die Absprungrate zu verringern – beides wichtige Faktoren für die Suchmaschinenplatzierung.
Fazit
Die Wahl zwischen Mobile First und Desktop First hängt von deinem Projekt, deiner Zielgruppe und deinen Ressourcen ab. Mobile First ist durch den wachsenden Mobilanteil oft die zukunftssicherere Wahl, während Desktop First bei komplexen Anwendungen Vorteile bietet. Ein hybrider Content-First-Ansatz kann eine passende Lösung sein, wenn du das Beste aus beiden Welten vereinen möchtest.