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Typografie und Barrierefreiheit: Design für universelle Lesbarkeit

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Es ist Sonntag Nachmittag. Du sitzt entspannt auf deinem Balkon, ein Glas Wein griffbereit und schlägst endlich das Buch auf, auf das du dich seit Wochen gefreut hast. Stell dir vor, statt in die Geschichte einzutauchen, könntest du die Buchstaben kaum entziffern – sie verschwimmen vor deinen Augen, trotz guter Beleuchtung und Brille. Szenarien wie dieses sind oft Teil des Alltags, für etwa 285 Millionen Menschen, die mit einer Sehbeeinträchtigung leben: Texte, die schwer lesbar sind – sei es wegen schlechter Typografie, zu geringem Kontrast oder ungeeigneten Schriftarten.

Grundlagen der barrierefreien Typografie

Barrierefreie Typografie bedeutet, Texte für alle Menschen lesbar zu gestalten. Die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) und DIN-Normen geben dafür verbindliche Rahmenbedingungen vor. Diese Richtlinien sichern die Grundrechte auf Informationszugang.

Das Universal Design Prinzip geht noch weiter: Es zielt darauf ab, die Gestaltung von Anfang an für möglichst viele Menschen nutzbar zu machen. Dies umfasst Menschen mit und ohne Einschränkungen jeden Alters und kulturellen Hintergrunds.

Verschiedene Bedürfnisse verstehen

Sehbeeinträchtigungen äussern sich unterschiedlich. Während einige Menschen mit Kontrastproblemen kämpfen, benötigen andere grössere Schriften. Farbenfehlsichtigkeit erschwert die Unterscheidung bestimmter Farbtöne – besonders zwischen Rot und Grün oder Blau und Gelb. Menschen mit Dyslexie haben Schwierigkeiten, Buchstaben zu unterscheiden oder Zeilen zu verfolgen.
Kognitive Einschränkungen erfordern klare Textstrukturen. Mit zunehmendem Alter verändern sich Sehkraft und Kontrastwahrnehmung. Sprachliche Barrieren betreffen Menschen mit Migrationshintergrund oder unterschiedlichen Bildungsniveaus.

Gestaltungsprinzipien

Die Schriftgrösse muss anpassbar sein. Empfohlen sind mindestens 16 Pixel Grundgrösse für Bildschirmtexte. Zeilenabstände von 1,5-facher Höhe erleichtern das Lesen.

Kontraste entscheiden über die Lesbarkeit. Das Verhältnis zwischen Text und Hintergrund sollte mindestens 4,5:1 betragen. Serifenlose Schriften bieten oft bessere Lesbarkeit am Bildschirm. Ausreichend Weissraum strukturiert die Information und unterstützt Menschen mit besonderem Wahrnehmungsspektrum wie beim Asperger-Syndrom. Klare Abstände zwischen Textelementen helfen, Reizüberflutung zu vermeiden und erleichtern die Informationsaufnahme.

Spezielle Schriftarten

Schriften wie OpenDyslexic wurden speziell für Menschen mit Leseschwäche entwickelt. Systemschriften wie Arial oder Verdana bieten gute Grundlesbarkeit. Variable Schriften passen sich unterschiedlichen Anforderungen an.

Symbole und Icons müssen eindeutig sein. Bei mehrsprachiger Typografie sind unterschiedliche Schriftsysteme zu beachten.

Anpassungsfähige Gestaltung

Bildschirmtexte müssen sich an verschiedene Geräte und Einstellungen anpassen. Eine flexible Typografie reagiert auf unterschiedliche Bildschirmgrössen, benutzerdefinierte Schriftgrössen und wechselnde Auflösungen. Dabei steht die Lesbarkeit in jeder Situation im Vordergrund.

Barrierefreie Programmierung

Die Struktur des Codes bestimmt die Zugänglichkeit. Vorleseprogramme erkennen durch semantisches HTML die Gliederung des Textes. Eine logische Dokumentstruktur mit korrekter Überschriftenhierarchie bildet dafür die Grundlage. Aussagekräftige Link-Texte und Alternativtexte für Bilder vervollständigen die barrierefreie Programmierung.

Gestaltungsrichtlinien und technische Optimierung

CSS-Regeln unterstützen die Barrierefreiheit durch relative Masseinheiten und angemessene Textabstände. Die Ladezeit beeinflusst dabei die Nutzbarkeit. Optimierte Schrifteinbindung verhindert Textverzögerungen, indem Schriften vorgeladen und zwischengespeichert werden.

Medienübergreifende Umsetzung

Jedes Medium erfordert angepasste Lösungen. Drucksachen benötigen ausreichende Schriftgrössen und Kontraste. Bildschirme verlangen flexible Typografie, während mobile Geräte touchoptimierte Gestaltung erfordern. Beschilderungen müssen aus verschiedenen Entfernungen lesbar sein. Formulare brauchen eine klare, intuitive Struktur.

Unterstützende Technik

Verschiedene Werkzeuge verbessern den Zugang zu Informationen. Vorleseprogramme und Bildschirmlupen unterstützen Menschen mit Sehbeeinträchtigungen. Browseranpassungen und spezielle Ein- und Ausgabegeräte ermöglichen individuelle Anpassungen. Mobile Geräte bieten zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten für bessere Lesbarkeit.

Einfache und inklusive Sprache als Unterstützung der Zugänglichkeit

Einfache Sprache erleichtert das Verständnis – besonders für Menschen mit kognitiven Einschränkungen, geringer Lesekompetenz oder Deutsch als Zweitsprache. Kurze, klare Sätze und vertraute Begriffe machen Inhalte leichter zugänglich. Inklusive Sprache ergänzt das, indem sie niemanden ausschliesst und vielfältige Lebensrealitäten mitdenkt.

Fazit: Inklusive Typografie schafft Mehrwert

Barrierefreie Typografie ist kein Zusatz, sondern ein Qualitätsmerkmal – sie verbessert die Lesbarkeit und Nutzbarkeit für alle Menschen, unabhängig von ihren individuellen Fähigkeiten. Technologische Entwicklungen eröffnen immer neue Möglichkeiten, typografische Gestaltung an verschiedenste Bedürfnisse anzupassen. Wer heute barrierefrei gestaltet, gestaltet zukunftsfähig – für eine digitale Welt, die niemanden ausschliesst.